Obwohl ich direkt eingeschlafen bin, nachdem mich der Geist der gegenwärtigen Weihnacht verlassen hatte, hatte ich keinen ruhigen Schlaf. Zu viel hat mir der gespenstige Besucher zum Nachdenken mitgegeben. Ich fühlte mich schlecht, drehte mich andauernd hin und her und war fast schon erleichtert aufgewacht, als ich wieder ein lautes Geräusch hörte. Weniger erleichtert war ich, als ich wieder einen von diesen uneingeladenen Dämonen vor mir stehen sah. Es war diesmal ein alter Mann mit Kapuze, sah mir selbst irgendwie ähnlich aus, doch um einiges älter, sehr runtergekommen und verwahrlost. Er schaute mich mit einem müden Blick an, als ob er schon alle Qualen dieser Welt hätte erdulden müssen.

„Lass mich raten: du bist dann wohl der Geist der zukünftigen Weihnacht?“, fragte ich rein rhetorisch.

Er sagte nichts und schaute mich nur an.

„Und nun? Was zeigst du mir? Wie erfolgreich ich in der Zukunft sein werde? Das wird dann wohl eine angenehme Reise?“, fragte ich mehr hoffnungsvoll, als bestimmt.

Er lächelte müde, schnipste mit den Fingern und wir waren auf einmal… in meinem Büro. Durch das Fenster konnte ich sehen, wie meine Mitarbeiter – sogar die, die ich entlassen habe – feuchtfröhlich eine Party gefeiert haben. Auch sie waren alle älter. Ich wollte schon reingehen und die zusammenstauchen, da fiel mir ein Plakat an der Wand ein:

„Ein Tyrann kann unzählige Menschen töten, nur seinen Nachfolger nicht“ Seneca

Ich stand wie versteinert da. Mit Tyrann meinten sie tatsächlich mich? Und als meinen Nachfolger… WAS? Etwa die ältere Mitarbeiterin, die ich gestern noch rausgeschmissen habe? Ja, sie war beliebt im Unternehmen und hatte schon viel Erfahrung, jeder mochte sie und sie konnte gut mit Kunden umgehen, aber sie konnte auf jeden Fall nicht Mitarbeiter führen und delegieren. Erstaunlicherweise haben aber alle herzlich mit ihr gelacht, als sie einen weiteren Witz auf meine Kosten zum Besten gegeben hat. Niemand schien mich zu vermissen oder irgendwie traurig zu sein, ganz im Gegenteil, alle schienen viel Spaß zu haben.

„Wir werden alles anders machen und das Ruder nochmal herumreißen.“, erzählte die ältere Mitarbeiterin euphorisch. „Wir führen das Unternehmen aus der Krise und werden größer als je zuvor! Ihr wisst, dass die Ära der klassischen SEO für immer verschwunden ist. Eine neue Ära des integrierten Online-Marketing auf Grundlage der kontinuierlichen Verbesserung der Website in Bezug auf Inhalt, Benutzerfreundlichkeit und Design ist gekommen. Im nächsten Jahr sollten wir uns an folgende Richtlinien halten:

  1. Mobile SEO wird Nummer 1!

Im Frühjahr des Jahres 2015 gab Google bekannt, dass die mobile Suche die Desktopsuche bereits überholt hat. Die Google-Suche ist die zweitwichtigste Funktion auf einem Smartphone, direkt nach dem Anruf. Seit dem 21. April 2015 bestraft Google alle Websites, die nicht auf Mobile optimieren – diese werden schlechter gerankt. Nach wie vor kaufen die Menschen zwar nicht so gerne per Smartphone ein – als Grund werden vor allem die umständliche Dateneingabe und die Sicherheit angegeben – doch auch das wird sich sicherlich in der Zukunft ändern. Google selbst bietet uns mal wieder eine Anleitung und ein Testing Tool, um nichts falsch machen zu können. Grundsätzlich sollten wir unsere Kunden auf Responsive Design & Content ansprechen,  dass eventuell eine App Sinn machen kann (nur wenn es einen erkennbaren Zusatznutzen bietet) und dass man auch auf mobile Werbung aufmerksam machen muss (ja, auch die Werbung muss „mobile“ sein!)

  1. Local SEO wird noch wichtiger!

Der Trend ist nicht neu, wird aber noch weiter zunehmen, auch wenn er nicht für alle Begriffe Sinn macht. Für andere aber umso mehr. Und da Google auch die direkt sichtbaren Suchergebnisse der lokalen Unternehmen von 7 auf 3 begrenzt hat, wird der Kampf um die vorderen Plätze natürlich noch umkämpfter sein.

1
Local SEO
  1. Spracherkennung weiterhin auf dem Vormarsch!

Mit langsamen Schritten ebnet sich die Spracherkennung ihren Weg. Vielleicht nicht direkt im nächsten Jahr, aber in DEN NÄCHSTEN ganz sicher: Suchmaschinenoptimierer werden sich mit der Spracherkennung von mobilen Endgeräten auseinandersetzen müssen. Mit Siri von Apple und Google Now (und evtl Windows Cortana) gibt es ja schon drei recht gut entwickelte Spracherkennungssysteme. Die Suchgewohnheiten per Sprache unterscheiden sich durchaus von den eingegebenen. Zu beobachten ist z.B. eine immer stärkere Zunahme von W-Fragen. Das birgt wiederum zusätzliche Potenziale z.B. für Longtail-Keywords.

  1. Veränderte Suchanfragen!
  • Die SERP’s: -> ändern sich immer wieder. Eine Herausforderung (aber auch Gelegenheit) könnten z.B. die Direct Answers sein, wie bei einer Wetterabfrage. Wenn Sie nach dem Wetter googeln, bekommen Sie von Google meist ein sehr gutes Ergebnis, die restlichen SERP’s interessieren keinen. Fragen aus dem Alltag, aus der Umgebung, aus dem Freundeskreis – zu all diesen Diensten wird Google versuchen immer bessere Ergebnisse zu liefern.
  • Google & Social Media: -> arbeiten immer besser zusammen. Wenn man z.B. in den USA auf mobilen Geräten nach Nachrichten sucht, erscheinen Tweets in der Google-Suche. Es ist davon auszugehen, dass all diese Möglichkeiten in der Zukunft weiter ausgebaut werden und die Grenzen zwischen Web und Social Media weiter abnehmen werden.
  • Aggregierter Content: -> Live Feeds, News Stories etc als Collage! Twitter und andere arbeiten an einem Feature, dass die Nachrichten- und Berichterstattung, Posts, Bilder und Videos von Usern etc zu Collagen verarbeiten, sodass User selbst zu Content-Erstellern werden. All das könnte die Websuche verändern. Auch interaktiver Content ist auf dem Vormarsch!
  1. ASO (App Search Optimisation) wird das neue SEO!

Gut, sicherlich nicht nächstes Jahr, aber auf lange Sicht ist das durchaus denkbar. 37 sehr schöne Folien zu diesem Thema finden Sie hier.

  1. Usablity vs. Links:

Natürlich werden Links auch 2016 noch eine Rolle spielen, doch man muss damit rechnen, dass Google weiterhin die Nutzererfahrung steigern möchte und dies mit weiteren Updates unterstreichen wird. Unique Content wird sicherlich DAS Stichwort für die nächsten Jahre bleiben, doch denken Sie auch daran, dass Usability noch mehr bedeutet, wie z.B. Page Speed, Convenience ua.

Das soll als grobe Richtung erst mal reichen. Jetzt schneiden wir den Kuchen auf!“

Ich war von ihrer Kompetenz sehr beeindruckt. Sie wusste sehr viel besser Bescheid als ich. Vielleicht hätte ich meinen Mitarbeitern mehr unter die Arme greifen müssen und sie zu mehr Eigenverantwortung und Engagement ermutigen, anstatt nur auf sie draufzuhauen.

Diesen Gedanken konnte ich aber kaum zu Ende führen, denn mein Geist-Express zauberte mich wieder woanders hin. Es regnete auf einmal furchtbar, es war grau und kalt. Ich stand vor einem Sarg, in dem ein älterer Mann drin lag, der meinem gespenstigen Freund recht ähnlich aussah. Ich schaute ihn an und fragte:

„Was sollen wir auf deinem Begräbnis?“

Er lächelte wieder müde und schaute mir tief in die Augen. Dann zeigte er auf die 3 herumstehenden Personen. Da sah ich meine Frau, merklich gealtert, und begriff: es war MEIN Begräbnis. Nur wo waren meine Söhne? Wieso war sonst kaum jemand da? Meine Mutter und… ja, die ältere Mitarbeiterin, die ich am Weihnachten rauschmissen hab – das waren die drei Personen, die zu meinem Begräbnis gekommen sind.

Ich fiel verzweifelt auf die Knie. Es konnte nicht alles gewesen sein. Ich drehte mich zu dem Geist um und flehte um Gnade und um Erbarmen, doch er schaute mich nur bedächtig weiter mit seinem müden Blick an. Ich schrie und bettelte, dass ich mich bessern werde und die Weihnacht in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in meinem Herzen bewahren werde. Ich heulte wie ein kleines Kind.

Während ich noch am heulen war, wachte ich auf. Es war der Morgen der Weihnacht und ich verstand, dass mir noch eine Chance gewährt wurde. Ich hätte nicht glücklicher sein können, machte für meine Familie Frühstück, brachte meiner Frau noch schnell den größten Blumenstrauß, den ich finden konnte, entschuldigte mich bei all meinem Mitarbeitern persönlich, überbrachte ein kleines Geschenk und gelobte Besserung. Danach spielte ich den ganzen Tag mit meinen Kindern. Es war klar: diesmal würde ich alles anders machen. Endlich begriff ich einen Ausspruch, den ich vor Jahren mal gelesen habe:

„Bei den meisten Erfolgsmenschen ist der Erfolg größer als die Menschlichkeit.“ Daphne du Maurier

Lesen Sie hier den 1. Teil

Lesen Sie hier den 2. Teil